Lesung am 24.2.2022 mit der Autorin Anja Tuckermann

Kooperation der Landeszentrale für politische Bildung und der Evangelischen Schulstiftung Mitteldeutschland

„Denk nicht, wir bleiben hier. Die Lebensgeschichte des Sinto Hugo Höllenreiner.“

Anja Tuckermann arbeitete als Redakteurin beim Rundfunk, schreibt Sachbücher, Romane, Kinderbücher, Kurzprosa und Theaterstücke.  In Schreibwerkstätten für junge Menschen gibt sie ihre Erfahrungen weiter und leitet die selbstständige, kreative Auseinandersetzung an. Einer ihrer Themenschwerpunkte ist das Schicksal von Sintikindern zur Zeit des Nationalsozialismus: 2006 gewann sie den Deutschen Jugendliteraturpreis für ihren zweiten dokumentarisch-biographischen Roman, der auf Gesprächen mit dem Zeitzeugen Hugo Höllenreiner basiert, den sie als 70- Jährigen kennenlernte.

Mit diesem Werk ist sie ein gern gesehener Gast am Evangelischen Ratsgymnasium, bereits vor einigen Jahren las sie aus Hugos bewegender Familiengeschichte und seinen Erfahrungen als Neunjähriger im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.

Ihr diesjähriges Publikum, die Jahrgangsstufe 10 des Evangelischen Ratsgymnasiums, hatte vor den Winterferien eine Exkursion in die Gedenkstätte Buchenwald durchgeführt, dort konnten die Schülerinnen und Schüler sich vor Ort mit Aufbau und Funktionsweise des Arbeits- und Konzentrationslagers am Ettersberg auseinandersetzen.

Die Lebensbedingungen der Familie Höllenreiner im Vernichtungslager Auschwitz hingegen veranschaulichen am Beispiel von konkreten Personen Zusammenhänge, die ansonsten abstrakt bleiben. „Denk nicht, wir bleiben hier,“ war der trostspende Ausspruch seiner Mutter, die den Sintojungen Hugo 1933 zum vermeintlichen Schutz mit dem Zweitnamen „Hitler“ taufen ließ.

Die Lesung warf viele Fragen auf; die Schülerinnen und Schüler interessierten sich für die Freundschaft, die zwischen Anja Tuckermann und Hugo Höllenreiner während der zweijährigen Arbeit am Roman entstand. Aber auch für die dadurch entstandene emotionale Belastung; die Arbeit habe sie verändert, sie sei seitdem nicht mehr dieselbe Person wie vorher, ihr Blick für das Wesentliche sei geschärft.

Die Frage danach, wie sich eine Gesellschaft derart von der Menschlichkeit entfremden könne, führt uns als Denkanstoß in die Gegenwart zurück. 

Wir danken sowohl der politischen Landeszentrale für die finanzielle Unterstützung als auch Frau Tuckermann für die eindrückliche Lesung und wünschen ihr eine weitere erfolgreiche Lesereise!